Am Abend vor der Schlacht

 

 

 

Im Lager still am Feuer sitzen,
in Gedanken einen Stock anspitzen,
in die flackend' Flammen starren,
schlaflos auf den Morgen harren,
schleicht fast unbemerkt schon wieder,
die kalte Angst durch alle Glieder.

Die Gefährten sitzen still daneben,
werden heut' noch viele Hörner heben,
ein jeder versprach dem andern,
wenn dieser fällt zu wandern,
zu seines Freundes Hof und Land,
den Lieben zu bringen den Freundschaftspfand.

Manch einer schärft liebevoll sein Schwert,
denkt dabei sorgenvoll an Heim und Herd,
um's Davonlaufen dreh'n sich die Gedanken,
trotz Bauchgrimmen wird er nicht schwanken,
die Aufgabe ist schwer, ein Sieg nicht abzuseh'n,
wird er doch wacker neben den Gefährten steh'n.

Ein alter Krieger sitzt vor seinem Zelt,
sein Gesicht von alten Narben fast entstellt,
wie seit vielen Jahren, als er erhielt die Kriegerweihe,
wird er auch am Morgen wieder stehen in erster Reihe,
blickt er zurück, beschließt sein Leben so ist's seine Art,
vielleicht bleibt ihm auch morgen der letzte Speer erspart.

An an'drer Stelle hält ein ält'rer Krieger einen jungen,
in seinen Armen ganz fest umschlungen,
der Junge zittert, geöffnet die Augen vor Furcht so weit,
s' ist seine erste Schlacht, ist zum Sterben noch nicht bereit,
der Alte versucht dem Jungen Trost zu spenden,
kann er doch nicht für ihn sein Schicksal wenden.

Ein Barde geht von Feuer zu Feuer um zu singen,
mit Versen von alten Helden den Kriegern Mut zu bringen,
da lauschen sie ganz still mit schweren Herzen,
in Gedanken bei den Liebsten und so großen Schmerzen,
so sinnen viele, wie auch immer das Schicksal mag walten,
haben beim Abschied vielleicht sie zum letzten Mal im Arm gehalten.

Einer verbringt bis zum ersten Morgengrau,
die lange Zeit in den Armen seiner liebsten Frau,
die tapfer mit dem Heer ist mitgezogen,
weil ihr Schicksal mit dem Seinen ist verwoben,
wollen sie in diesem Kampf gemeinsam streiten,
und miteinander zu dieser Schlacht hin reiten.

Der König sitzt einsam auf seinem Stuhl im Zelt,
er das Schicksal vieler in seinen alten Händen hält,
ist mit seinem Heere ausgezogen in den Krieg,
um mit seinen Kriegern zu erstreiten einem Sieg,
gegen den grausamen Feind hernieden,
zu erkämpfen für sein Volk den Frieden.

Der Morgen graut, am Horizont ein schwacher Silberstreif,
verkündet im Lager jedem, dass die Zeit ist reif,
ein jeder an seinen richt'gen Platz sich aufgestellt,
bangens Erwarten bis das Signal zum Angriff gellt,
nun geht's nur noch vorwärts, kein Zurück in dieser Schlacht,
wer wird fallen, wer wird leben, wer bleibt übrig bis zur Nacht?

Geschrieben von Konkolitanos am 25. April 2001
im Forum "Kriegerträume".